Ein zielstrebiger Sozialunternehmer geht in den (Un-)Ruhestand
KONTAKTE 16|2019
Von einer „Station“ kann man heute wahrlich nicht mehr reden. Ca. 350 Mitarbeitende hat die vor 41 Jahren gegründete ursprünglich evangelisch diakonische Einrichtung. Heute ist das ökumenische Sozialunternehmen ein „Player“ in der sozialwirtschaftlichen Landschaft. Seit 1998 hat dort Rolf Schneider mit ruhiger Hand zielstrebig und umsichtig die Geschäfte geführt, zunächst noch als Kirchenbeamter. Er hat die zunehmenden Bedarfe einer demografisch sich stark wandelnden Gesellschaft aufmerksam aufgespürt und mit Weitblick dem stetig wachsenden und prosperierenden Unternehmen seinen Stempel aufgedrückt. Die „klassische“ ambulante Pflege wurde unter Schneiders Federführung weiterentwickelt und ausgebaut. Drei Tagespflegen, sechs betreute Wohnanlagen, Essen auf Rädern, Haushaltsservice, eine ambulanten „Krankenwohnung“ für die Kurzzeitpflege, Familienpflege, den Hausnotruf – all das gibt es heute unter dem einen Dach „Ökumenische Sozialstation“ bis hin zum Martinslädle.
Über 1.000 Menschen werden heute von der diakonisch-karitativen Einrichtung betreut. Es wäre nicht verwegen vom „Unternehmen Schneider“ zu sprechen. Da weiß in Sindelfingen und Umgebung heute jeder, wovon die Rede ist. Expansion, Wachstum im pflegerischen, sozialen Bereichen das war Rolf Schneiders Leitidee: Und die verfolgte er konsequent, gut vernetzt, geschätzt, anerkannt und respektiert in Stadt und Umkreis.
In den Zeiten der politisch drastischen Ökonomisierung des Sozialen suchte er wirtschaftliches Kalkül und sozialdiakonische Verantwortung auf pragmatischem Weg miteinander zu verknüpfen. Um die zunehmend gefragte 24-Stundenpflege zu ermöglichen, ging er durchaus umstrittene neue Wege. Unterstützt von Mitstreitern konnte er die Stiftung für „Innovation und Pflege“ ins Leben rufen, deren enge Verflechtung mit der „Sozialstation“ nützlich erscheint. Ein Klärungsprozess im Blick auf die erkennbare Eigenständigkeit beider Organisationen ist derzeit im Gange.
Rolf Schneider wollte immer gerne etwas unternehmen und Neues auf die Beine stellen. Das soziale (Immobilien-)Geschäft macht ihm bis heute Freude. Deshalb kann man davon ausgehen, dass er allenfalls in den Unruhestand geht.
Am Sonntag, den 2. Februar 2020 wird Rolf Schneider im Rahmen eines Gottesdienstes in der Martinskirche und im Anschluss im Stiftshof feierlich verabschiedet.
Jens Junginger